Digitale Flugnavigation: Vom Papier zur App im Cockpit
Welches Tablet passt ins Cockpit? Ganz so einfach, wie es klingt, ist die Entscheidung nicht. Jungpilotin Isabella Sauer berichtet von ihren ersten Erfahrungen.

Während der PPL-Ausbildung lernen Flugschüler das Navigieren ganz klassisch mit Papierkarte, Kursdreieck und Flugdurchführungsplan. Das ist zunächst sinnvoll, denn wer die Grundlagen beherrscht, kann später leichter auf die digitale Flugnavigation wechseln und weiß, was hinter der Moving Map auf dem Tablet steckt.
Doch kaum ist der Schein in der Tasche, ändert sich die Realität im Cockpit: Fast jeder Privatpilot nutzt heute eine Navigations-App – sei es Garmin Pilot, SkyDemon oder ForeFlight.
Digitale Flugnavigation in der Praxis
Ich selbst nutze Garmin Pilot. Damit plane ich nicht nur meine Route, sondern berechne auch Mass & Balance sowie den Treibstoffverbrauch. Sogar den Flugdurchführungsplan kann ich mir direkt aus der App generieren und ausdrucken lassen.
Bei meinen ersten Flügen nach Scheinerhalt habe ich es so gemacht: Flugplan aus der App ausgedruckt, aufs Kniebrett geklemmt, und das iPad daneben mitlaufen lassen – ganz wie ein digitales Backup.
Langsam umsteigen
Ganz ehrlich: Ich hätte mich nicht getraut, sofort vollständig digital zu fliegen. Der Umstieg sollte schrittweise erfolgen, sonst droht Überforderung, war meine Befürchtung. Schließlich ist der Mensch ein Gewohnheitstier. Also habe ich anfangs meine Wegpunkte und Zeiten noch per Hand notiert und beim Überflug abgehakt. Das half mir, im Kopf zu behalten, wo ich mich gerade befinde, und stärkte gleichzeitig das Vertrauen in die App.
Auch Flugschüler Daniel aus Nordrhein-Westfalen kennt den Spagat zwischen analog und digital und schrieb mir kürzlich per Mail: »Bei uns in der Flugschule wird digital quasi gar nicht geschult.« Und weiter: »Ich plane meine Routen inzwischen am iPad mit easyVFR, übertrage sie aber noch per Hand auf den Flugplan. Das spart Zeit – und ich habe trotzdem meine Karte im Kopf.«
Vom Lernen mit Papier zur digitalen Flugnavigation
Sein Fluglehrer bleibe lieber bei der Papierkarte. »Wenn ich das Garmin als Backup nutze, heißt es oft: GPS kann ja auch ausfallen. Aber in der Praxis ist das Garmin für das ›Wo bin ich jetzt?‹ einfach unverzichtbar.« Daniel bringt damit auf den Punkt, was viele erleben: Die digitale Navigation wird in der Ausbildung noch immer zu selten thematisiert, obwohl sie längst zur Realität praktisch aller Piloten gehört.
Ich fliege mittlerweile mit einem 13-Zoll-iPad, das ich schon während meiner Ausbildung geschenkt bekommen habe. Der Gedanke damals: je größer, desto besser – schließlich sieht man so alle Details auf der Karte. Das stimmt bei der Flugvorbereitung am Schreibtisch durchaus, im Cockpit der Cessna aber bisher nur bedingt.
Welches Tablet ist ideal?
CockpitAuf meinen Oberschenkeln ist schlicht nicht genug Platz für ein so großes iPad und ein Kniebrett. Je nach Sitzposition ist das Gerät sogar leicht im Weg, wenn ich am Steuerhorn ziehe. Meist liegt das iPad daher auf dem leeren Nebensitz oder dem Schoß meines Mitfliegers. Ich nehme es nur zur Hand, wenn ich es brauche.
Wer also mit Steuerhorn fliegt, kommt mit einem mittleren Format (10 bis 11 Zoll) oft besser zurecht, denke ich. Bei Flugzeugen mit Stick zwischen den Beinen wäre ein großes Tablet sogar hinderlich. Es wird der Zeitpunkt kommen, da werde ich wohl ganz auf das iPad umstellen. Dafür muss ich aber erst einmal eine passende Kniebrett-Halterung finden, denn die gibt es eher für die kleineren Modelle …
Digitale Flugnavigation mit dem richtigen Zubehör
Ein Tipp, den mir mein Kollege Thomas gegeben hat und den ich nur weiterempfehlen kann: den digitalen Pencil nutzen. Früher ist mir regelmäßig der Kugelschreiber vom Kniebrett gefallen – beim iPad kann der Stift nicht so leicht verloren gehen, weil er magnetisch haftet. Außerdem lässt sich beim Abhören der ATIS oder beim Eintragen von Flugzeiten sofort mitschreiben – ohne Papier, das irgendwann ausgeht.
Wichtig zu wissen: Nur iPads mit Mobilfunkmodul (Cellular) besitzen einen eingebauten GPS-Empfänger. Reine WLAN-Modelle – so wie meines – haben keinen. Meine Lösung: Ich verwende inzwischen einen Garmin GDL 50 Portable ADS-B Receiver. Damit empfange ich nicht nur präzise GPS-Daten, sondern auch Verkehrsinformationen und Wetter – ein echter Mehrwert, besonders auf längeren Strecken.
Technik und Stromversorgung
Was die Akkulaufzeit betrifft, sind große und kleine iPads in etwa gleichauf. Beide schaffen rund zehn Stunden, wenn Displayhelligkeit und Funkverbindungen moderat genutzt werden. Trotzdem sollte man sich nicht allein darauf verlassen. Ich habe immer ein USB-Kabel und eine Powerbank dabei – allein fürs gute Gefühl, wenn der Akkustand Richtung 20 Prozent sinkt.
Papierkarte oder App? Ich finde: Es muss kein Entweder-oder sein. Noch immer habe ich bei längeren Flügen eine ICAO-Karte an Bord – zur Orientierung oder falls die Technik mal aussteigt. Aber die Vorteile digitaler Tools sind unschlagbar: präzise Routen, flexible Planung, automatische Berechnungen.
Ein Lernprozess mit Mehrwert: Digitale Flugnavigation
Das sieht auch Wülfing so, seit fünf Jahren Privatpilot: »Von meinen Fluglehrern habe ich nie gelernt, wie man mit den Tücken der elektronischen Navigation umgeht – das musste ich mir selbst beibringen«, schreibt er. »Dabei ist Papier in der Praxis längst überholt: Es fällt keine Software aus, aber Papier hilft auch nicht, wenn man schnelle Entscheidungen treffen muss.«
Der Umstieg ist kein Sprung ins kalte Wasser, sondern ein Prozess. Wer sich Schritt für Schritt an die digitale Navigation herantastet, wird schnell merken: Mit der richtigen Vorbereitung und dem passenden Equipment macht Fliegen mit dem Tablet nicht nur Spaß – es bringt auch spürbar mehr Sicherheit ins Cockpit.

Isabella Sauer ist Jahrgang 1991, studierte in Bamberg Kommunikationswissenschaft und absolvierte anschließend ein Volontariat bei Auto Bild. Seit ihrer Jugend ist sie journalistisch tätig und arbeitete für große Verlagshäuser, darunter Axel Springer und die Funke Mediengruppe. Print, Digital, Social Media - für Isabella hat jeder Inhalt das Potenzial, vielfältig aufbereitet zu werden. Und wie kam sie zum fliegermagazin? Das Thema Mobilität interessierte sie immer schon sehr. Ob Auto, Bahn, Camper, Airliner oder Fahrrad: Die Welt lässt sich aus vielen Perspektiven entdecken. Nun geht es für Isabella Sauer in die Luft. Seit Mai 2025 hat sie eine Privatpilotenlizenz (PPL).
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